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Philippi: Ausgrabungen und antike Ruinen

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Unsere nächste Station führt uns in die Stadt Philippi, wo wir weit in die Antike zurückgehen; Wir besichtigen Ausgrabungen und Ruinen, die mehr als 2000 Jahre alt sind und lassen uns auch von der größten Hitze nicht abschrecken.

Wichtigste geschichtliche Fakten

Natürlich hat Griechenland eine Fülle an Kulturdenkmälern und antiken Ruinen zu bieten. Ganz in der Nähe jedoch, etwa 15 Kilometer von Kavalla entfernt in Fahrtrichtung Drama, befinden sich die beidseitig der Via Egnatia gelegenen Ausgrabungen und Ruinen von Philippi nahe dem Städtchen Krinides. Die Geschichte Philippis ist eng verknüpft mit großen Namen und Persönlichkeiten und beginnt mit ihrer Gründung als athenische Kolonie im Jahre 362 v. Chr.

Schon sechs Jahre später wird sie von Philip II, König von Makedonien, wegen ihrer strategischen Lage und der Goldvorkommen am Fuße des 1956 Meter hohen Berges Pangaion erobert und befestigt. Im Jahr 42 v. Chr. dann fand vor den westlichen Toren der Stadt die "Schlacht von Philippi" statt, in deren Verlauf Octavian und Marcus Antonius über die Caesar-Mörder Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius Longinus siegten und die Stadt zu einer römischen Kolonie machten.

Alexander der Große, Sohn Philips II, der auch der Namensgeber Philippis war, ist hier von Aristoteles unterrichtet worden. Die Stadt gilt als die erste christliche Gemeinde Europas, was dem Besuch des Apostels Paulus von Tarsus um 53 n. Chr. zu verdanken war. Durch die Verlagerung der Hauptstadt des roemischen Reiches nach Konstantinopel gewann Philippi, nicht zuletzt durch seine Lage an der römischen Reichsstraße, in frühchristlicher Zeit (4. Bis 6. Jahrhundert n. Chr.) an Ruhm und Bedeutung, was vor allem der Bau der St. Paul-Kathedrale, dreier beeindruckender Basiliken sowie des Theaters und des Forum Romanums zum Ausdruck brachten.

Aufgegeben wurde Philippi zu Beginn des 7. Jahrhunderts, nachdem Erdbeben die Stadt erschüttert hatten und sie mehrmals von Slawen geplündert worden war. Zerstört aber wurde sie erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts im Zuge der Eroberung durch die Türken.

Die Ausgrabungen und Ruinen von Philippi

Es war also ein ziemlich geschichtsträchtiger Ort, der nun vor uns lag, und schon vom Parkplatz aus fiel der Blick unweigerlich auf die Überbleibsel der massiven, antiken Stadtmauer und das Amphitheater, in dem noch heute aufwendig inszenierte, antike Stücke aufgeführt werden; Auch der Stellenwert der Stätte für den Tourismus wurde recht schnell deutlich, denn den Eingangsbereich flankierten ein Souvenirshop, ein Restaurant und ein Kinderspielplatz. Doch insbesondere die ausgesprochen unpassende Techno-Musik machte jenes Areal zu einem meidenswerten Ort, der es uns nicht gerade leicht machte, einen Einstieg in eine andere Zeit zu finden.

Philippi

Auf dem Ausgrabungsgelände selbst änderte sich dies schnell, denn aufgrund der Temperaturen von 40 Grad und mehr waren wir beinahe die einzigen Besucher dort. An der ersten Station, dem Amphitheater aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. mit Platz für bis zu 4000 Besucher, zauberten wir schnell ein paar kluge Zitate aus dem Ärmel und boten diese in der sich weitgehend im Originalzustand befindlichen Kulisse mimisch dar. Lediglich unsere legere Gewandung verhinderte in diesem Zusammenhang das Entstehen eines authentischen Spiegelbildes der antiken Realität.

Auf dem weiteren Rundgang wurde deutlich, dass sämtliche nummerierten Bruchstücke, jeder einzelne Stein und die noch bestehenden Mauerfragmente zu einem schier unendlichen Puzzle gehörten, das, soweit möglich, mit Hilfe von passgenau nachgebildeten Versatzstücken wiedererrichtet werden soll. An einigen meterhohen Säulen wie auch an größeren Komplexen wie dem Amphitheater war dieser Prozess bereits vollzogen worden, doch Tausende von teils zerbrochenen Reliefplatten und zentnerschweren Steinbrocken warteten noch immer darauf, vielleicht irgendwann einmal wieder zusammengefügt zu werden.

Es folgte ein sensationeller erster Blick auf das tiefer gelegene, ehemalige Stadtzentrum Philippis mit dem 70 x 150 Meter großen Forum Romanum und der imposanten Ruine einer Basilika aus römischer Zeit, deren Überreste eine Höhe von 10 Metern und mehr besitzen. Lediglich die Via Egnatia, an dieser Stelle eine schmale, asphaltierte Landstraße, galt es noch zu überqueren, doch dieses Unterfangen gestaltete sich als nicht gänzlich problemlos und ungefährlich, denn die sie befahrenden Autos waren zahlreich und nicht unbedingt langsam unterwegs.

Schlussendlich trudelten wir nacheinander auf der anderen Seite ein und betraten einen Teil des Geländes, der trotz seiner exponierten Lage noch nicht alle Geheimnisse preisgab. Deutlich erkennbar hingegen waren auf den ersten Blick die antiken urbanen Strukturen, von denen eine ganze Reihe von erhaltenen Mauerresten, Torbögen und Säulen zeugten. Doch nicht nur die Aufteilung der Stadt selbst erschloss sich uns Betrachtern, sondern auch die Raumaufteilung der ehemaligen Gebäude. Ein mit Pfeilen markierter Rundgang führt der Reihe nach an den Überresten von Wohnhäusern, einem großflächigen Mosaikboden, Kerkern, antiken Toilettenanlagen und nicht zuletzt am Forum Romanum und der Basilika vorbei, die allesamt besichtigt und zum größten Teil auch betreten werden konnten.

Philippi Philippi

Führt man sich vor Augen, dass man es an Ort und Stelle mit Strukturen und Bauten zu tun hat, die bis zu 2400 Jahre alt sind, ändert sich auch der Blickwinkel schnell. Das Auge sucht nach der bestmöglichen Perspektive und versucht zu ergänzen, was die Kräfte der Natur und das Eingreifen des Menschen im Laufe der Jahrhunderte abgetragen und zerstört haben. An einigen Stellen, wie beispielsweise vom Amphitheater oder dem Forum Romanum aus, gelingt dies besonders gut, vor allem, wenn das Gelände menschenleer ist.

Nachdem wir es mal wieder vollbracht hatten, zur heißesten Zeit des Tages die schattenfreiesten Sehenswürdigkeiten zu erwandern, freuten wir uns nach zweistündiger Tour auf eine Erfrischung in besagtem Restaurant, das wir zuvor noch verteufelt hatten. Die Geräuschkulisse war noch immer schlimm, doch wahrscheinlich nutzte hier lediglich der einzige und sehr junge Barkeeper die Möglichkeit, seine Musik mal laut hören zu können; Es gab ja auch nicht viele, die er damit stören konnte. Wir jedenfalls nahmen es mit Humor, kauften keinen der teuren Bildbände und empfahlen uns in Richtung Ammolofoi-Strand in Nea Peramos, den ich gleich noch ausführlich vorstellen werde.

Philippi Philippi

Bei unserer abendlichen Heimkunft in Paleochori dann sollten wir eine ganz besondere griechische Spezialität kennen lernen, denn bereits am Vorabend hatten wir geplant, ein griechisches Fest zu feiern. Im Lidl noch schnell eine Palette Veltins gekauft, wurden wir auf der Veranda schon von Kostas Familie erwartet. Insgesamt müssen es so um die zehn Leute gewesen sein, die auch keine Scheu davor hatten, uns auf griechisch nach den Erlebnissen des Tages zu befragen. Kosta übersetzte sich derweil um Kopf und Kragen, und war er mal verwirrt, dann kam es vor, dass er auch vom Deutschen ins Deutsche übersetzte.

Während Jorgos eine Flasche mit klarer Flüssigkeit auf den Tisch stellte, sortierte dessen Frau schon mal die 150 mitgebrachten CDs mit griechischer Musik darauf. Dann startete die Feier und wir erfuhren den Namen der durchsichtigen Flüssigkeit: Tsipouro, ein beliebter Schnaps, den viele Griechen auf dem Lande selbst brennen - und zwar kanisterweise. Apropos brennen - der Alkoholgehalt liegt irgendwo zwischen 40 und 70 Prozent und das Zeug brennt erst im Glas und dann im Rachen; Geschmacklich ist es in der Naehe von Ouzo angesiedelt. Dieses Getränk sollte sich niemand entgehen lassen, denn es führt dazu, dass man plötzlich griechisch verstehen kann. Das Problem ist nur: Je mehr Griechisch man versteht, desto weniger ist man noch in der Lage zu reden. Dieses Gefühl hatte ich zumindest, nachdem ich stillschweigend eine dreistündige Diskussion zwischen Kosta und Jorgos verfolgt hatte, während alle anderen längst schlafen gegangen waren.

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