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Entlang der Ostfjorde Islands

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Unsere Fahrt entlang der Ostfjorde Islands gehörte zu den beeindruckendsten Erlebnissen auf unserer an imposanten Eindrücken nicht gerade armen Tour. Diese Landschaft ist einfach zauberhaft. Seitdem können wir verstehen, dass die Isländer immer noch so sehr an ihre Elfen und Trolle glauben. Sicher gehört etwas Glück dazu; das Wetter spielt eine große Rolle beim Erleben dieser Landschaft. Im Dauerregen ist sie sicher nicht so fantastisch und märchenhaft wie bei schönem oder wechselhaftem Wetter. Wir hatten das Glück, dass die Wetterverhältnisse schnell wechselten und die Landschaft oft in Wolken und Nebel getaucht war, durch die der Sonnenschein drang. So verstärkte sich der Märcheneindruck dieser Welt aus Bergen und Meer noch und ließ die Fahrt über die Berge und entlang der Küste zu einem unvergesslichen Abenteuer werden.

Bakkagerði, Sitz der Elfenkönigin

Ein Bericht über das kleine romantische Örtchen Bakkagerði und seine Verbindung zu den Elfen hatte uns gereizt, einen Abstecher in das hinter Liparitbergen gelegene Dörfchen zu unternehmen. Allen, die irgendwo um die Stadt Egilsstaðir Quartier haben, würden wir diesen Ausflug sehr empfehlen. Bakkagerði selbst ist ein wunderschöner Ort mit intensiv farbigen Häusern und die Fahrt dorthin über Bergstraßen durch eine wildromantische Landschaft wird mit Sicherheit zu einem Highlight der Island-Tour.

Es geht auf der Strecke wirklich auf und ab, und das auf engen und teils sehr steilen Schotterpisten. Da gehört schon etwas vorausschauendes Fahren dazu, um heil ans Ziel zu kommen. Doch wenn man sich auf die Verhältnisse einstellt, sollte das machbar sein. Wir hatten, wie schon erwähnt, einen PKW ohne Allradantrieb. Trotz anfänglicher Bedenken am Beginn der Fahrt sind wir problemlos durchgekommen. Allerdings würden wir uns überlegen, ob wir die Tour bei starkem Nebel, Schnee oder großer Nässe ohne Geländefahrzeug wagen würden.

Schotterpiste über die Berge Bakkagerði am Borgarfjöður

Für die Isländer, die eine enge Verbindung zu ihren Trollen und Elfen haben, gilt Bakkagerði als die Hauptregion der Elfen und Residenz ihrer Königin. Uns sind bei unserem Besuch keine Elfen begegnet und die Elfenkönigin hat uns auch nicht an ihren Sitz geladen. Trotzdem, der kleine ruhige Ort mit den Bergen als Kulisse wirkt schon etwas verwunschen und man kann verstehen, dass hier Gedanken an diese Sagengestalten auftauchen.

Romantik pur stellte sich für uns am wohl bemerkenswertesten Haus Bakkagerðis, dem Lindarbakki, ein. Dieses 1899 erbaute Haus erstrahlt in leuchtendem Rot, das einen interessanten Kontrast zum Grün des Grases abgibt. Dabei ist nicht nur das Gras der Umgebung gemeint, denn große Teile des Lindarbakki sind mit Grassoden bewachsen. Früher soll dieser, ein gutes Raumklima ergebende Schutz, öfter an Häusern anzutreffen gewesen sein. In heutigen Zeiten setzt man mehr auf Wellblech, obwohl das sicher nicht das ideale Material dafür ist. Umso interessanter ist die Entdeckung eines dieser alten Erdhäuser.

Das Lindarbakki Die Kirche von Bakkagerði In der Kirche

Bemerkenswert ist auch die kleine Kirche in Bakkagerði. Schon von außen sieht sie sehr schmuck aus, doch sollte man nicht versäumen, auch das Innere des Gebäudes anzusehen. Die Altartafel der 1901 eingeweihten Kirche schmückt ein ungewöhnliches Bild, auf dem Jesus die berühmte Bergpredigt auf der Elfenburg hält. Hier trifft also die christliche Religion auf die heidnischen Sagen. Der Maler dieses so gar nicht zur gängigen Bibeldarstellung passenden Bildes ist der Künstler Jóhannes Kjarval, der hier 1885 geboren wurde und in Bakkagerði aufwuchs. Ihm ist auch ein Museum im Ort gewidmet, das täglich von 12 Uhr bis 18 Uhr geöffnet hat. Allerdings fanden wir – wie bei vielen isländischen Museen – dass man auf einen Besuch ganz gut verzichten kann.

Möwen-Nester

Glücklicherweise hatten wir noch einen Spaziergang an die Küste des Borgarfjöður, des landschaftlich zauberhaften Fjordes bei Bakkagerði, unternommen. So kamen wir auch zu einer Felswand mit zahlreichen Möwen-Nestern, in denen gerade Junge aufgezogen wurden. Es war erstaunlich, wie nah man an die Nester herankam, ohne dass sich die Vögel stören ließen. Etwa 5 km von Bakkagerði entfernt soll es auch einen Vogelfelsen geben, an dem neben Möwen auch Papageitaucher brüten sollen. Der Felsen steht am Hafen von Höfn – einem Ort gleichen Namens wie das bekannte Höfn an der Südküste in der Nähe des Vatnajökulls. Diesen Abstecher hatten wir zeitlich nicht mehr geschafft, doch haben wir das auch nicht weiter bedauert. Bakkagerði mit seinen romantischen Häusern, seiner fantastischen Umgebung und der Vogelbeobachtung zum Schluss war ein wundervolles Erlebnis.

Eine Autotour an den Ostfjorden

Fährt man die Ringstraße 1 in Uhrzeiger-Richtung, steht in Egilsstaðir die Entscheidung an, ob man weiter die Ringstraße benutzen möchte oder ob man über kleinere Straßen direkt an den Ostfjorden entlang fährt. Die Ringstraße ist die kürzere und schnellere Strecke und sicher auch die bequemere. Weitaus interessanter ist jedoch die Route an den Ostfjorden. Wir hatten uns für letztere entschieden und das keinen Moment bereut. Im Sommer, wenn der Tag sehr lange dauert und es praktisch nicht dunkel wird, ist dieser Umweg problemlos machbar. Wir hatten jedenfalls, trotz einiger Aufenthalte, keine Schwierigkeit unser Quartier in der Nähe der Stadt Höfn zu erreichen.

Landschaft bei Reyðarfjöður Die Ostfjorde in den Wolken Landschaft der Ostfjorde Landschaft der Ostfjorde

Die erste Etappe der Tour entlang der Ostfjorde führte uns nach Reyðarfjöður, einem kleinen Ort am gleichnamigen Fjord. Der ist der größte an der Ostküste, mit 30 km Länge und 7 km Breite. Der Ort selbst hat wenige Sehenswürdigkeiten, durch das hier erbaute Aluminiumwerk wurde er jedoch zu einem wichtigen Punkt der Infrastruktur in dieser Gegend. Wie fast jede Ansiedlung Islands hat auch Reyðarfjöður ein Museum, das Museum über die Besatzungszeit. Im Zweiten Weltkrieg unterhielten die Alliierten in Reyðarfjöður eine wichtige Militärbasis. An der Straße 96 fanden wir eine für Island seltene Verkehrssituation, einen Autotunnel.

Eingang des Cafés Fransmenn á Islandi

Der nächste Haltepunkt unserer Tour war Fáskrúðsfjörður, ein Städtchen, das einen Aufenthalt lohnt. Der Ort zieht sich am Fjord gleichen Namens, dem Fáskrúðsfjörður, entlang. Was uns beim Einfahren auffiel und erstaunte, war die zweisprachige Kennzeichnung der Orts- und Straßenschilder in Isländisch und Französisch. Wir hatten uns aber keineswegs verirrt, die Zweisprachigkeit hat einen realen Hintergrund.

Zweisprachige Schilder in Fáskrúðsfjörður Museum des Cafés Fransmenn á Islandi

Seit etwa 300 Jahren fischten in dieser Gegend Franzosen und um 1900 herum war Fáskrúðsfjörður der Hauptstützpunkt der französischer Seeleute auf Island. Sie erbauten hier ihre Kirche, ihren Friedhof und unterhielten ein eigenes Krankenhaus. In Fáskrúðsfjörður sollt man unbedingt das Café Fransmenn á Islandi besuchen, das neben einem guten und erschwinglichen Angebot auch ein angeschlossenes kleines Museum besitzt.

Bei Breiðalsvik trifft man dann wieder auf die Ringstraße 1, die man entlang der Küste weiterfährt. Breiðalsvik ist noch sehr jung, die ersten Siedler kamen Ende des 19. Jahrhunderts und die Anerkennung als Ort erfolgte erst 1960. Auch hier gibt es natürlich ein Museum, das Museum zur Geologie. Etwas außerhalb an einer Nebenstraße steht der Hof Heydalir, der als einer der reichsten Islands gilt und auf dem der Verfasser von Kirchenliedern, der Dichter Einar Sigurðsson, lebte.

Djúpivogur, der Künstlerort

Schon von weitem fiel uns ein gelb-roter Leuchtturm auf, und so beschlossen wir, einen Abstecher in diese Richtung zu unternehmen. Das war eine glückliche Entscheidung, denn der Ort Djúpivogur ist ausgesprochen sehenswert und hat Kunst und Folklore in vielerlei Form zu bieten. Djúpivogur, gelegen auf einer Halbinsel zwischen den Fjorden Berufjöður und Hamarsfjöður, ist einer der ältesten Handelsplätze Islands. Es waren vor allem dänische Kaufleute, die diesen Handel über lange Zeit beherrschten und hier seit 1589 siedelten. Viele Gebäude des Ortskerns stammen noch aus diesen Zeiten.

Das Langabuð Museum im Langabuð

Das markanteste, allerdings etwas jüngere, ist das Langabuð. In diesem rund 200 Jahre alten historischen Langhaus war ein Händlerladen untergebracht. Heute gibt es dort ein kleines Café und das Regionalmuseum, das von Juni bis August täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet ist. Wir hatten im Café eine kurze Pause eingelegt und können es durchaus empfehlen. Das Angebot ist nicht groß aber gut und erschwinglich. Im Museum sind geschnitzte Holzbüsten, Mineralien und Gerätschaften der Region zu sehen.

Wandelt man an der Küstenstraße entlang, fällt als erstes eine lange Reihe steinerner Eier auf. Auf etwa 30 bis 40 gewaltigen Betonsockeln thronen große, vielleicht 1,50 m lange polierte Steineier. Dabei besteht jedes dieser Eier aus einem anderen in Island vorkommenden Gestein. Am jeweiligen Sockel findet man die entsprechende Bezeichnung. Dieses in seiner Gesamtheit riesige und auch sehr lehrreiche Kunstwerk beeindruckte uns mehr, als so manches der zahlreichen isländischen Museen, die oft wenig Anziehungskraft ausstrahlen.

Der Leuchtturm vor Djúpivogur Allee der steinernen Eier Schiff aus Natursteinen

Kurz danach trafen wir auf ein weiteres Kunst-Highlight. In einem kleinen Häuschen an der Straße hat sich ein Künstler nieder gelassen, der im Hof und im winzigen Garten Skulpturen, bemalte Steine und andere Kunstwerke aus Naturmaterialien ausstellt. Selbstverständlich kann man auch das eine oder andere Stück erwerben.

Im Meer vor Djúpivogur liegen einige winzige Inseln. Die bekannteste ist das 2 km² große Eiland Papey, das vorrangig von zahlreichen Vögeln bevölkert wird. Daneben gibt es noch etwa 20 Schafe. Früher waren es viel mehr, es wurde eine ziemlich intensive Schafzucht betrieben. Auf der Insel steht auch die kleinste Holzkirche Islands, gerade einmal 16 m² groß – oder sollte man besser klein sagen. Vom Festland gut zu sehen ist der in Rot, Gelb und Weiß gestrichene Leuchtturm aus dem Jahre 1922, der auf dem mit 58 m höchsten Punkt Papeys steht. Von Djúpivogur aus werden in den Sommermonaten Vogelbeobachtungstouren zu dieser Insel durchgeführt.

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